Die Wissenschaft vom Sterben

17.04.2019

Kann man den Tod objektiv und wissenschaftlich erklären? Wann fängt es an? Was passiert danach? Was zeigen Nahtoderfahrungen? Haben wir eine Seele? Fünf Aspekte über das Sterben aus Biologie, Medizin und Physik.

„Der Tod ist sehr wahrscheinlich die beste Erfindung des Lebens. Es ist der Change Agent des Lebens. Es löscht das Alte, um Platz für das Neue zu machen.“ Die Abschiedsrede von Apple-Mitbegründer Steve Jobs hat viele bewegt. Am Ende seines Lebens konnten ihm sein Vermögen, seine bahnbrechenden Leistungen und seine Beziehungen nicht helfen. Der Technologiepionier starb im Alter von 56 Jahren an Krebs.

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Warum ist der biologische Tod unvermeidlich?

Der Tod schafft Raum für Neues. Das gilt auch für den menschlichen Körper, der aus Milliarden und Abermilliarden von Zellen besteht, die sich täglich teilen und so für Wachstum sorgen. Lebende Organismen haben eine sehr effektive Methode, um überflüssige oder potenziell gefährliche Zellen wie Viren oder Krebszellen zu zerstören: programmierter Zelltod. Die alten Zellen werden durch neue, identische Zellen ersetzt. Aber diese Zellteilung verlangsamt sich und stoppt irgendwann. Dafür sind wahrscheinlich Telomere verantwortlich, die sich an den Enden der Chromosomen befinden.

Werden diese Schutzkappen durch Zellteilung verkürzt, so findet schließlich keine Zellteilung mehr statt. Dann werden keine neuen Zellen mehr hinzugefügt und die alten Zellen sterben ab. Obwohl das Enzym Telomerase dafür sorgen kann, dass die Zellteilung weitergeht, kann Telomerase auch Krebs beschleunigen, weshalb es biologisch sinnvoll ist, wenn das Enzym nur in wenigen Zellen aktiv ist. Wird der Prozess gestört — zum Beispiel in unseren Zellkraftwerken, den Mitochondrien – hat das weitreichende Folgen für jede Zelle unseres Körpers.

Biologisch funktioniert der Körper maximal 120 Jahre. Die tatsächliche Lebenserwartung hat sich jedoch im Laufe der Zeit aufgrund verbesserter Lebens- und Hygienebedingungen erheblich erhöht. In Deutschland beispielsweise steigt die Lebenserwartung jedes Jahr um rund 3 Monate.

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| 01.03.2019

Die biologische Uhr überholen

Wie ist der Tod definiert?

Der physische Alterungsprozess endet oft mit dem Versagen mehrerer Organe: Das Herz-Kreislauf-System kollabiert, die Lunge und das Gehirn versagen. Der Tod tritt ein. Aus medizinischer Sicht gibt es verschiedene Arten des Todes: „klinischer Tod“, bei dem das Herz-Kreislauf-System versagt, Puls und Atmung aufhören, die Organe nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Im Falle eines klinischen Todes ist eine Herz-Lungen-Wiederbelebung jedoch immer noch möglich und oft erfolgreich.

Dies ist beim „Hirntod“ nicht mehr möglich. Das bedeutet, dass das Großhirn, das Kleinhirn und der Hirnstamm versagt haben. Obwohl bestimmte Gehirnzellen während des Hirntods noch in tieferen Schichten aktiv sein können, ist das „Bewusstsein“ bereits verloren gegangen. Trotzdem können „Hirntote“ noch lange künstlich am Leben erhalten werden. Sogar hirntote Frauen können immer noch Kinder bis zur Geburt tragen. Einige hirntote Patienten reagieren auch auf äußere Reize, zum Beispiel während Operationen. Aus medizinischer Sicht sind dies jedoch nur Rückenmarksreflexe und keine Schmerzempfindungen. Trotz strengster Vorschriften, etwa der Bundesärztekammer, bleibt die Definition des Hirntods umstritten.

Was passiert mit unserem Körper?

Zunächst können unsere Organe eine Weile ohne Sauerstoff und Nährstoffe überleben. Erst allmählich hört die Zellteilung vollständig auf, dann sterben die Zellen ab. Sind zu viele Zellen abgestorben, können sich die Organe nicht mehr regenerieren. Die schnellste Reaktion findet im Gehirn statt, wo die Zellen nach drei bis fünf Minuten absterben. Das Herz kann bis zu einer halben Stunde weiter schlagen. Sobald das Blut aufhört zu zirkulieren, sinkt es und bildet „Todesflecken“.“ Diese können Rechtsmedizinern Hinweise auf die Todesursache und den Todesort geben.

Nach zwei Stunden setzt die postmortale Starrheit ein, weil der Körper kein Adenosintriphosphat mehr produziert. Dies ist eine lebenswichtige Energiequelle für die Zellen. Ohne sie werden die Muskeln steif. Nach einigen Tagen entspannt sich diese postmortale Starrheit wieder. Der Magen-Darm-Trakt stirbt erst nach zwei bis drei Tagen ab, die darin enthaltenen Bakterien beschleunigen den Abbau des Körpers. Krankheitserreger im Körper bleiben jedoch lange Zeit gefährlich. Hepatitis-Erreger zum Beispiel leben mehrere Tage, Tuberkulose-Bakterien sogar jahrelang. Insgesamt dauert der Zersetzungsprozess des menschlichen Körpers etwa 30 Jahre.

Was lehren uns Nahtoderfahrungen? Wissenschaftlich gesehen treten Nahtoderfahrungen zwischen klinischem Tod und Wiederbelebung auf. Nicht nur die Wissenschaft, sondern auch Religionen und Esoterik beschäftigen sich intensiv mit den beschriebenen Erfahrungen, die je nach kultureller oder regionaler Interpretation stark variieren können. Viele der Betroffenen haben in dieser Phase überhaupt keine Nahtoderfahrung gemacht. Andere erzählen von hereinströmenden Erinnerungen, von einer Loslösung vom Körper, von Landschaften oder von einem hellen Licht (am Ende eines Tunnels).

Einige berichteten von einem großen Glücksgefühl, andere erlebten Angstzustände oder Panik.

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Oft während der Wiederbelebung erlebt: Licht am Ende eines Tunnels

Offenbar treten Nahtoderfahrungen häufiger auf, wenn die Reanimation besonders lange gedauert hat und die Sauerstoffversorgung des Gehirns länger beeinträchtigt ist. Diese Unterversorgung des Gehirns betrifft hauptsächlich die Temporal- und Parietallappen des Gehirns sowie den Gyrus angularis, einen Zwischenschaltpunkt des Gehirns. Es ist jedoch unklar, ob die Nahtoderfahrungen auch an diesen Orten entstehen. Wissenschaftler untersuchen auch, wie Nahtoderfahrungen mit vergleichbaren Erfahrungen bei lebenden Menschen zusammenhängen könnten. Einige Migränepatienten zum Beispiel sehen auch Lichter, und einige Epilepsiepatienten haben auch „außerkörperliche“ Erfahrungen berichtet.

Was hat die Quantenphysik mit der Seele zu tun?

Nicht nur Theologen und Esoteriker, sondern auch Physiker haben sich intensiv mit den mysteriösen Phänomenen der Nahtoderfahrungen auseinandergesetzt. Grundlage für eine „physikalisch beschreibbare Seele“ ist das quantenphysikalische Phänomen der Verschränkung. Albert Einstein entdeckte diesen seltsamen Effekt bereits, tat ihn jedoch als „gruseligen Ferneffekt“ ab. Demnach verhalten sich zwei verschränkte Teilchen unabhängig von der tatsächlichen Entfernung wie ein Zwillingspaar. Wird die Eigenschaft eines Teilchens durch eine Messung bestimmt, so wird auch sofort der Quantenzustand des Partnerteilchens bestimmt.

Zahlreiche Quantenphysiker sind heute der Ansicht, dass dieser Effekt tatsächlich existiert. Wie bei Partikeln gibt es einen Dualismus zwischen Körper und Seele. Aber wenn die Frage gestellt wird, ob die Quantenphysik die Existenz einer menschlichen Seele „beweisen“ kann, läuft es auf eine Glaubensfrage hinaus, ob sie wissenschaftlich oder religiös motiviert ist.

R.I.P.: Deutsche Bestattungsriten
Das Leben ist endlich

Im Jahr 2018 starben in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 954.900 Menschen. Auch wenn die Bestattung auf einem Friedhof fast überall in Deutschland obligatorisch ist, ändern sich die Bestattungspraktiken und hinterlassen häufig große Grasflächen zwischen traditionellen Bestattungsgrundstücken, die nicht dauerhaft, sondern für einen Zeitraum von jeweils 15 bis 20 Jahren verpachtet sind — Mietverträge werden oft nicht verlängert.

R.I.P.: Deutsche Bestattungsriten
Weniger traditionelle Bestattungen

Mit steilen Bestattungskosten und sinkendem Interesse an Investitionen in und Pflege von Familiengrundstücken entscheiden sich die Deutschen insbesondere in städtischen Gebieten zunehmend für eine kostengünstigere Option: die Einäscherung. Auch hier ist ein Sarg oder ein anderer Behälter Voraussetzung: Eingeäscherte Überreste können nicht einfach in Ihrem Hinterhof verstreut werden. Im Allgemeinen müssen sie in einer Urne versiegelt und auf einem Friedhof oder einem ausgewiesenen Wald begraben werden.

R.I.P.: Deutsche Bestattungsriten
End-of-life choice

Versiegelte, aber dekorative Urnen aus Keramik, Metall, Holz oder biologisch abbaubar enthalten die Überreste von mehr als einem von zwei Verstorbenen in Deutschland, mit einem viel höheren Prozentsatz in Städten. Im Jahr 2015 liberalisierte Deutschlands kleinstes Bundesland, Bremen, als einziges die Regel, die die Bestattung auf einem Friedhof vorschreibt. Es begann damit, dass die Asche eines geliebten Menschen im eigenen Garten verstreut oder begraben werden konnte.

R.I.P.: Deutsche Bestattungsriten
Zurück zu den Wurzeln

80 Zentimeter tief: Deutsche haben auch zur Waldbestattung mitgenommen, wo eine hölzerne oder biologisch abbaubare Urne zwischen den Wurzeln eines Baumes in einem ausgewiesenen Gebiet speziell zugelassener Wälder begraben wird. Es ist keine individuelle Pflege erforderlich, keine Blumen oder Kerzen erlaubt — es ist nur Natur, Ruhe und ganzjährig geöffnet.

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DIY-Sarg

Die Idee hat sich in Deutschland nicht ganz durchgesetzt, aber einige Bestattungsunternehmen und Experten bieten Sargbau-Workshops an, wie Lydia Röder, Leiterin eines ambulanten Hospizdienstes, und die Künstlerin Anna Adam (oben). Ein handgefertigter Sarg benötigt vier Quadratmeter Holz – und ist mit ein paar hundert Euro billiger als der Kauf eines Sarges für mehr als 1.000 € (1.150 US-Dollar). Das eigene Bauen kann eine therapeutische Erfahrung sein.

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Public viewing

Vor Beerdigungen sind private oder öffentliche Besichtigungen bei Bestattungsunternehmen mit offenem oder geschlossenem Sarg in vielen Ländern üblich, in Deutschland jedoch nicht so sehr. Ebenso wenig ist die Praxis der Einbalsamierung. Darüber hinaus hat der Begriff „Public Viewing“ in Deutschland eine ganz andere Bedeutung und steht für das Ansehen von Sportveranstaltungen oder Live-Konzerten auf einer großen Leinwand in einem öffentlichen Bereich, normalerweise in einer großen Menschenmenge.

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Beileid und Mitgefühl

Die Deutsche Post gibt Sondermarken für traditionelle Beileidsbriefe und Todesanzeigen heraus. Anstelle oder zusammen mit einem Zeitungsnachruf, Die Hinterbliebenen senden häufig persönliche Mitteilungen per Post, Benachrichtigung des Lesers über Zeit und Ort einer Beerdigung oder eines Gedenkgottesdienstes. Es wird auch gesagt, ob Blumenarrangements willkommen sind oder ob die Hinterbliebenen Spenden bevorzugen, zum Beispiel an ein Hospiz.

R.I.P.: Deutsche Bestattungsriten
Trauern, Kontakte knüpfen und essen

Nach einer Beerdigung oder einem Gedenkgottesdienst versammeln sich Trauernde — Familie und enge Freunde, normalerweise nur auf Einladung — in einem Restaurant in der Nähe, um Kontakte zu knüpfen, Erinnerungen auszutauschen und etwas zu essen. Ein traditioneller „Leichenschmaus“ -Snack beinhaltet Kaffee, eine stärkende Tasse Brühe, Sandwiches und fast immer eine Vielzahl von Blechkuchen, zum Beispiel Streuselkuchen (oben).

R.I.P.: Deutsche Bestattungsriten
Das Handwerk erlernen

Im Jahr 2005 eröffnete Deutschland im bayerischen Münnerstadt ein Bundesausbildungszentrum für zukünftige Bestatter. In Praxis und Theorie, Die Auszubildenden lernen drei Jahre lang die Besonderheiten des Handels, einschließlich, wie man Familien berät, Treffen Sie Bestattungsvorkehrungen und bereiten Sie Leichen auf die Bestattung vor. Bestatter aus China und Russland haben an der Deutschen Akademie Fortgeschrittenenkurse belegt.

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Praktische Aspekte

Zukünftige Bestatter lernen, wie man mit Spezialbaggern Gräber gräbt — man will nicht, dass Mauern einstürzen oder Grabsteine umkippen — und wie man eine Urne auf Deutschlands einzigem Praxisfriedhof bestattet, der 1994 vom Bayerischen Bestatterverband in der Nähe des Stadtzentrums von Münnerstadt eingerichtet wurde.

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Grabkultur

Deutschland hat ein Museum, das sich ganz dem Tod in all seinen Facetten widmet: das Museum der Grabkultur in Kassel. Es zeigt Schatullen und Leichenwagen, Kunst, und traditionelles und zeitgenössisches Produktdesign aus den Jahrhunderten. Die Kuratoren sagen, der Besuch des einzigartigen Museums, das 1992 eröffnet wurde, sei „alles über das Leben.“ Die obige Ausstellung zeigt einen Trauerwagen von 1880 und einen Leichenwagen von 1978 im Museumshof.

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